Meine Lebensgeschichte

Es freut mich sehr, dass du dich für mich und meine bisherige Lebensgeschichte interessierst.

Das bin ich mit meinem Geschwistern. Da waren wir etwa 3 Monate alt. Ich bin übrigens die ganz rechts.

Meine Geschichte beginnt im März 2016, in einem fernen Land, in einer grossen Stadt, direkt am Meer. Dort hat meine Mama mich irgendwo geboren. Wahrscheinlich war meine Mama heimatlos und hat sich, mit betteln und stehlen, auf der Strasse durchgeschlagen. Was dann genau passiert ist, weiss leider nur der Himmel oder die Zweibeiner, die meiner Mama wahrscheinlich etwas Schlimmes angetan haben.

Mit etwa drei Monaten wurde ich zusammen mit meinen Geschwistern von einer lieben Frau aufgefunden. Wir waren ganz allein und von der Mama fehlte jede Spur. Die Frau hat uns dann zu sich nach Hause mitgenommen. Sie hat so etwas wie eine kleine Farm, oder eine Art Auffangstation für viele Tiere, die irgendwie Hilfe brauchen. Es lebten noch andere Hunde dort. Es hatte aber auch Katzen, Esel, Hühner usw.
Inmitten all dieser Tiere bin ich gross geworden. Wahrscheinlich hatte das eine sehr positive Wirkung auf mich, denn ich respektiere heute alle Tiere und zeige absolut keinen Jagdtrieb. So darf ich mein Herrchen, meist ohne Leine, über Stock und Stein begleiten. Oder wir wandern durch Wälder und Wiesen, ohne dass er „Angst“ haben muss, dass ich irgend einem Tier nachrenne…

Das in der Mitte bin ich. Meine verschiedenen hübschen weissen Socken lassen keinen Zweifel offen. Hier bin ich etwa ein Jahr alt.

Doch hatte meine Kindheit auf einem Anwesen mit so vielen Tieren wahrscheinlich auch einen kleinen „Nachteil“. Da so viele Lebewesen versorgt und gepflegt werden mussten, hatten wahrscheinlich die Zweibeiner nie richtig Zeit um mit mir zu spielen. Ich kenne nur Spiele mit Artgenossen. Mich kann leider kein Ball oder auch kein anderes Spielzeug begeistern. Nicht mal, wenn mein Herrchen ganz lustig mit einem Stöckchen oder sonst was vor mir rum albert. Sowas haut mich überhaupt nicht vom Hocker. Dabei wäre ich nämlich ein ganz verspieltes Mädchen. Sobald nämlich mein Herrchen mit mir auf einer abgemähten Wiese herumrennt und wir „Fang mich“ spielen, macht mir das immer ganz viel Spass. Zudem hält das, mein schon etwas betagtes Herrchen, fit… 🤪

Im Juni 2015 musste ich dann meine erste „grosse“ Reise antreten. Ich kam in ein Tierheim an einem ganz anderen Ort. Da war alles so ungewohnt und ganz neu für mich. Am Anfang kam mir alles extrem spanisch vor. Leider hat mein Herrchen aus der ganzen Zeit in diesem Tierheim keine Informationen und auch keine Fotos von mir erhalten. So kann ich leider über diese Zeit nichts berichten… Denn wir wissen ja alle, dass eigentlich mein Herrchen diese Texte schreibt. – Aber *psssst* nicht allen verraten. 😉

Wahrscheinlich bin ich dort etwa 1 1/2 Jahre gewesen, ehe ich dann am 23. Februar 2019 in die Schweiz eingereist bin. Das weiss ich hingegen ganz genau. In meinem EU-Reisepass hat es nämlich vom Zollamt Basel ein Dokument, auf dem meine Einreise eben genau für dieses Datum bestätigt wird. Im Kanton Zürich kam ich in ein schönes Tierheim. Da haben sich alle gut um mich gekümmert und ich wurde auch nochmals medizinisch untersucht.

Meine erste Begegnung mit meinem Herrchen

Am 12. März kam dann ein Mann ins Tierheim. Er war sehr traurig, weil erst kürzlich seine geliebte Hündin über die Regenbogenbrücke gehen musste. Er hatte es, so ganz ohne Hund, Zuhause nicht länger ausgehalten. Seine Idee war, in einem Tierheim, eine Zeit lang mit diversen Hunden Gassi zu gehen und offen zu sein, für alles was kommen mag. Er wurde von einer sehr netten Tierpflegerin begrüsst und gefragt, ob er lieber mit einem kleineren oder eher grösseren Hund spazieren gehen möchte. Er wollte lieber einen Grösseren. Sie sagte ihm dann, dass die meisten grösseren Hunde schon unterwegs sind, aber eine sehr scheue Hündin wäre noch da! Mein Herrchen hat dann ohne zu zögern gesagt: „Kein Problem, dann gehe ich mit ihr spazieren!“ Die Tierpflegerin antwortete, sie müsse mal schauen ob sie die Hündin einfangen kann. 😳 

Meine erste Begegnung mit meinem Herrchen

Die Tierpflegerin schaffte es mich einzufangen. So brachte sie mich zu dem Mann. So zog ich das erste Mal (im wahrsten Sinne des Wortes) mit meinem Herrchen los. Die erste Runde war für uns beide eine extreme Herausforderung. Ich zog so extrem an der Leine und lief kreuz und quer, wie es gerade kam. Zudem erschrak ich bei jeder hektischen Bewegung und jedem Geräusch extrem. Ich zuckte regelrecht zusammen. An einem Waldrand, etwa 150 Meter entfernt (!) war ein anderer Mann in orangefarbener Kleidung, der bei einem Holzstapel irgendwas werkelte. Der war für mich so gefährlich, dass ich am liebsten geflohen wäre. Dann kam auf einem Fahrrad eine ältere Frau entgegen, die irgendwie in einer ganz schwarzen Regenkleidung „eingewickelt“ war, da wollte ich dann wirklich wegrennen. Mein Herrchen musste mich ganz schön festhalten.

Warum ich so ein schreckhaftes Hundemädchen bin weiss wahrscheinlich niemand so genau. Auch nicht, ob ich schon als Welpe so war oder ob irgendwo auf meinem bisherigen Lebensweg gewisse Dinge geschehen sind, die das alles ausgelöst haben.

Wir waren auf unserer ersten Runde bereits auf dem Rückweg zum Tierheim, der Weg führte einem kleinen Fluss entlang, der da durch das Tal fliesst. Dort hatte es dann eine schon etwas in die Jahre gekommene Sitzbank. Mein Herrchen kam dann auf die Idee, sich da einfach mal ruhig hinzusetzen. Das war der zündende Funke, ich konnte mich so extrem beruhigen. Dann habe ich mich auch dem Mann am anderen Ende der Leine mal gaaaanz vorsichtig genähert… 😉 Er konnte mich dann schliesslich zuerst am Kinn, nachher sogar an den Ohren und schliesslich sogar mit beiden Händen, am ganzen Körper, kraulen und streicheln.

Zur Erinnerung an diesen „magischen Moment“ hat er mit dem Handy die ersten Fotos von mir gemacht. Als wir nachher weiter gingen, bin ich schon viel entspannter neben ihm an der Leine gelaufen. Der Mann hat mich dann sichtlich erleichtert wieder im Tierheim abgegeben. Am Abend hat er seiner besten Freundin von unserem Spaziergang erzählt und gesagt: „NIE im Leben, so ein ängstlicher, schreckhafter und schüchterner Hund“. Doch 2 Tage später stand er schon wieder da und hat gleich nach mir gefragt, um mit mir Gassi zu gehen… 🥰

Der Mann kam dann fast jeden Tag und er wollte nur noch mit mir Gassi gehen… Er machte immer eine recht grosse Runde. Im Wald, direkt neben einem Bach, setzte er sich auf einen umgestürzten Baum. Der berühmte Spruch: „In der Ruhe liegt die Kraft“, trifft bei mir voll und ganz zu. Diese Pausen machten mich immer etwas ruhiger. Nach etwa der sechsten Runde war ich das erste Mal so entspannt, dass ich mich während der Pause das erste Mal ganz vorsichtig hinsetzen konnte. Bisher musste ich immer stehen bleiben, weil ich mich nicht sicher fühlte und um bei Gefahr schneller flüchten zu können… Zwei Tage später habe ich mich sogar mal ganz entspannt hingelegt. Diese kleinen Fortschritte, die für die meisten Hunde etwas ganz normales sind, haben diesen Mann extrem gefreut.

Meine erste Begegnung mit meinem Herrchen

Als dann die Tierpflegerin mal fragte, ob er mich adoptieren möchte, wusste er nicht was er sagen sollte. Es waren erst zwei Wochen vergangen, seit seine Hündin gestorben ist. Für ihn war das irgendwie noch viel zu früh… Er wartete auf ein Zeichen von mir. Ich habe ihm aber schon längst ein Zeichen gegeben, nur ist das bei uns Hunden nicht viel anderes, als bei den Zweibeinern. Da gibt es die forschen Typen, die klar und deutlich sagen können, was sie denken und fühlen, bis hin zu den ganz schüchternen, die sich kaum behaupten können und in der Masse untergehen…

Mein Herrchen war es von Fiona gewohnt, dass sie klar signalisieren konnte was sie ihm mitteilen wollte. Mein Herrchen hat in den 15 Jahren ihre Sprache so gut gelernt, dass er sofort verstand was sie wollte. Zudem gehörte sie zu der Sorte Hund, die sehr direkt sein konnten. So hat mein Herrchen auch bei mir auf solche klare Signale gewartet. Da ich aber eine ganz andere Sprache „spreche“ kamen meine zaghaften Signale bei ihm damals gar nicht wirklich an.

Mein Herrchen hatte schlaflose Nächte und wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Er hatte bedenken, er wäre für so ein zartes Wesen wie ich bin, nicht der Richtige. Er schrieb dann sogar der Frau vom Tierheim in einem Brief seine Bedenken nieder. Auch war es für ihn schwierig, weil er bisher so gar nichts über meine Vergangenheit erfahren hatte. Zwei Tage später kam er dann zusammen mit seiner besten Freundin und ihrem Hund wieder ins Tierheim, wir machten dann alle zusammen eine grosse Runde. Die Freundin sagte dann meinem Herrchen, dass ich ihm sehr wohl sagen würde, dass ich gerne zu ihm gehen würde… Als wir wieder beim Tierheim ankamen, zeigte ich ihm dann deutlich, dass ich da nicht mehr gerne hineinging. Am nächsten Tag dann noch etwas deutlicher.

The Point of no Return

In der Nacht hat dann mein Herrchen wieder lange nachgedacht. Mein Herrchen hatte ml gesagt, dass er nach dem Tod von Fiona ungefähr zwei Jahre benötigen würde, bis er wieder zu 100 % für einen neuen Hund bereit sei. Nun aber sind es noch nicht mal 3 Wochen her, seit Fiona über die Regenbogenbrücke gehen musste und er lag wach im Bett und wusste nicht was er tun sollte.

Tief in seinem Herzen wusste er damals bereits, dass er den „Point of no Return“ schon überschritten hatte, es war eigentlich längst klar, dass er mich adoptieren wird. Hätte er nein gesagt, hatte er wohl jeden Tag dran denken müssen, was wohl aus mir geworden ist. Zudem merkte er wie ich die Ruhe liebe und genau das konnte er mir ja geben. Nur hatte er sich das Ganze, mit einem neuen Hund, eben alles ganz anders vorgestellt. Nun musste er all seine Vorstellungen loslassen und bereit sein, für eine ganz neue Herausforderung. Am nächsten Tag hat er dann im Tierheim mitgeteilt, dass er mich adoptieren werde. Am Abend auf der Rückfahrt vom Tierheim, gab es dann über Fionas Lieblingswald, einen grossen leuchtenden Regenbogen. Das war für mein Herrchen wie ein Zeichen von Fiona, von der anderen Seite des Regenbogens, dass er sich richtig entschieden hat.

Mein Herrchen hat dann Zuhause noch einiges vorbereitet und für mich ein neues Bettchen gekauft. Am Morgen des 24. März war es dann so weit. Zusammen mit seiner besten Freundin und ihrem Hund, ist er ins Tierheim gekommen, um mich abzuholen. Wir gingen dann zusammen mit der Frau vom Tierheim zum Auto. Mein Herrchen setzte sich auf den Rücksitz und die Frau vom Tierheim schubste mich auf der anderen Seite zu meinem Herrchen rein… Obwohl ich ja zu meinem Herrchen wollte, wusste nicht was mit mir geschah. Meine Pupillen waren vor lauter Angst gross und schwarz und ich zitterte am ganzen Leib. Dann wurden alle Türen geschlossen und schon ging es los. Die Fahrt dauerte nur etwa 15 – 20 Minuten. Ich konnte mich auf der Fahrt zwar etwas beruhigen, aber die Fahrt hatte viele Kurven und Herrchens Freundin einen etwas ruppigen Fahrstil. Als wir in meinem neuen Revier ankamen, gingen wir zuerst ein paar Meter in den nächsten Wald. Dort musste ich mich gleich mal übergeben. Die Aufregung und die Fahrt im Auto haben mir doch etwas zugesetzt…

So bin ich also zu meinem Herrchen gekommen. Inzwischen habe ich mich gut eingelebt. 😀

Gassi Wetter Frauenfeld


Wie es mir die ersten Tage bei meinem Herrchen erging und wie meine Lebensgeschichte weiter geht, erfährst du in meinem Erlebnisbuch. Dort poste ich alle meine Erlebenisse und Geschichten aus meinem Hundeleben.

Unter Wegweiser habe ich für meine Besucher ein Schnuffelbuch eingerichtet, da kannst du mir einen „Pfotenabdruck“ hinterlassen.
Ich würde mich sehr über einen Gruss von dir  freuen!

Liebe Grüsse Amira